Die EJÖ wird 90!

Eine virtuelle Festschrift

Alle folgenden Beiträge geben persönliche Erinnerungen und Darstellungen sowie Meinungen der Verfasser:innen wieder.
Die EJÖ erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und übernimmt keine Verantwortung für Richtigkeit.

Hier könnte dein Beitrag stehen!

In den vergangenen 90 Jahren haben unzählige Menschen die EJÖ begleitet, wertvolle Erfahrungen gemacht, sich eingebracht, und mit der EJÖ manchmal auch einen Schritt aus ihrer Komfortzone hinausgemacht. Wir wissen, dass viele Menschen unterschiedlichster Generationen eindrucksvolle Erinnerungen an ihre EJ-Zeit haben. Manche erzählen oft davon, andere weniger. Mit dieser virtuellen Festschrift laden wir ALLE – sowohl aktuelle als auch ehemalige Wegbegleiter:innen – dazu ein, ihre EJÖ-Erinnerungen, -Erlebnisse, -Anekdoten etc. mit uns und allen anderen Leser:innen zu teilen oder Grußworte zu senden.

Wir freuen uns über zahlreiche Beiträge, sodass auf dieser Seite im Laufe des Jahres ganz nach dem Motto „Mix it Up“ eine bunte Mischung aus unterschiedlichsten Erinnerungen entsteht :-)

Eckpunkte:

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  • Per E-Mail an e.loebl(at)ejoe.at

Wir träumen einen Traum

Seit 58 Jahren begleitet die Evangelische Jugend mein Leben.
Da ich in der tiefsten evangelischen Diaspora in der Oststeiermark aufgewachsen bin, hatte ich die gesamte Volksschulzeit über Einzelreligions- unterricht. Auch in unserer Mini Kirche in Gleisdorf gab es bis zur Konfirmation kaum Kontakt mit anderen evangelischen Kindern. Daher wurde ich von meinen Eltern ab der 1. Klasse jedes Jahr auf „Ferienlager“ geschickt. Meist 2 Wochen. Ich liebte es, freute mich schon das ganze Jahr drauf. Schloß Neuberg oder der Ramsauhof, das waren meine Orte an die ich nur fröhliche Erinnerungen habe. Dort begannen die Tage mit Andachten, wir bastelten, spielten, wanderten oder hatten „Freizeit“. Sonntags marschierten wir in die riesige Ramsauer Kirche – für mich ein großartiges Erlebnis. Nie verstand ich die Kinder, die abends vor Heimweh weinten. Ich fand die Zeit mit all den anderen Kindern wunderbar. Sogar als ich mit 14 Jahren, ob meiner Latein Nachprüfung auf ein „Lernlager“ in die Ramsau geschickt wurde, fand ich das superlustig und knüpfte dort Freundschaften, die bis heute andauern. (Die Nachprüfung bestand ich knapp...).
Fortan blieb ich der Evangelischen Jugend verbunden. Meine Kinder fuhren auf die Burg und nach Pula und auch sie lernten dort Freunde fürs Leben kennen. Ich zitterte bei finanziellen Desastern ebenso mit wie ich mich bei großartigen Aktionen und Festen mitfreuen konnte. Verschiedenste Geschäftsfüher:innen, Jugendpfarrer:innen und Jugendreferent:innen konnte ich kennenlernen, an  JULÖS und  JURÖS teilnehmen, das Wachsen und Werden der Burg Finstergrün miterleben. 
Es war mir eine große Freude, dass in den letzten beiden Funktionsperioden die Jugend in meinen Aufgabenbereich als Oberkirchenrätin fiel.

Wir träumen einen Traum und schenken ihm das Leben,
wir träumen einen Traum und machen uns die Welt.

Das ist der Mensch dem Menschen gleich, das ist der Christus ganz aus Fleisch
Da ist die Auferstehung wahr, da ist das Leben schön.   
(Hildebrandt, Jansens)

Alles Gute – auf viele weitere kreative Jahre!

Gerhild Herrgesell
OKR für Kirchenentwicklung

60 Jahre – und kein bisschen leise

* 1972 mit 16 Jahren Mitarbeit als „Onkel“ in Salzerbad, dann Jungscharleiter in Wien-Ottakring, und in Krisenzeiten Mitglied des Diözesanjugendrates Wien.
Krisenzeiten? 1973 stellte der damals konservative OKR das eher liberale Jugendwerk unter kirchenrechtliches Kuratel – die „freie Jugend in einer freien Kirche“ war Geschichte.

* Bis zur Gründung des EJWiÖ reicht meine „Karriere“ nicht zurück. Aus Erzählungen meines Vaters Herbert hab ich noch einiges aus der Nachkriegszeit mitbekommen. Z.B. die Geschichte einer empörten Mutter: Ihre Tochter hatte vom Sommerlager nach Hause geschrieben, dass es zum Abendessen „gebackene Mäuse“ gegeben hätte. Mühsam konnte sie beruhigt und ihr vermittelt werden, dass es sich dabei um eine Süßspeise handelt.

* Die 70er: Konflikte zwischen traditioneller Jugendarbeit (singen, basteln, Bibelarbeit...) und theologischen und pädagogischen Aufbrüchen (Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung; koedukative Jugendarbeit u.v.m.). Übrigens: Wofür damals die fortschrittlichen Teile der EJ gescholten wurden, das waren Jahre später Beschlüsse der Synoden...

* 1980: Theologiestudium, Gemeindejugendwart in Wien-Gumpendorf, gesamtösterreichisch JURÖ und JAfÖ – und Ausbildung zum Spielpädagogen. Ich durfte Themen wie „Spiele ohne Sieger“ und „Lebendige Methodenvielfalt“ in die EJ hineintragen.

* Ab 1974: im JURÖ „Fürsprecher“ der Burg Finstergrün. Seit 1980 (mit kurzer Unterbrechung) Burgrat. Unsere Burg ist ein unbezahlbarer Schatz für die Evangelische Jugend und die Evangelische Kirche – ich hoffe sie wird uns (und ich ihr) lange erhalten bleiben!

* 1989 bis 94: Jugendpfarrer für Steiermark und Graz-Heilandskirche, dann in Graz-Liebenau Pfarrer mit viiiel Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Nie war es so wichtig wie heute junge Menschen zu Gruppen und Freizeiten einzuladen – und nie war es so schwierig wie heute.

* Man sagt: Eines Tages werde ich mit der Gitarre in der Hand am Lagerfeuer tot umfallen.
Mal sehen...

Ich wünsche der EJÖ noch viele lebendige Jahre – für unsere Kirche und unsere Jugend!

Manfred Perko

Erinnerungen an die aufregenden, spannenden 80er Jahre

Der neugewählte Bundesjugendrat übernahm 1979 das „EJW“ verschuldet an den Oberkirchenrat und unter dessen Beobachtung und Aufsicht.

Es war die Zeit der Friedensbewegung und schließlich Hainburg. Wir nahmen, versehen mit Plakaten und unserem Logo, immer gut sichtbar selbstverständlich teil. Einmal spielte ich bei einer Sitzung R. Meys Lied „Meine Söhne geb ich nicht“, was dem Herrn, geschickt von der Kirchenleitung äusserst missfiel. Wir ließen uns von  Disziplinierungsversuchen einer damals sehr konservativen Kirchenleitung durch Vorladungen und Ermahnungen in unserem christlichen Verständnis auch durch politisches Tun nicht aufhalten.

Dank unserem loyalen, verlässlichen und akkuraten Bundessekretär G. Guggenberger, konnten wir in gemeinsamer Anstrengung den Schuldenberg abbauen und unsere Selbständigkeit wieder erlangen.

Ein Höhepunkt war die Feier 50 Jahre EJW. Der damalige Bischof zeigte kein Interesse zu kommen, so rief ich in meinem Zorn die Bundespräsidentschaftskanzlei an und lud den HBP zum Kommen ein. Nach kurzer Zeit kam die Zusage! Natürlich thronte der Bischof dann in der ersten Reihe neben dem Bundespräsidenten.

Die Feier vorzubereiten war durch die ständigen Querschüsse der „Frommen“, bei denen etwa die Erwähnung von Dorothee Sölle schon ein Unding war, mühsam.

Große Sorgen bereitete uns die Erhaltung der Burg, für die M. Perko wie ein Löwe kämpfte, bis wir schließlich mittels der Gustav Adolfspende beginnen konnten, die Waschräume zu sanieren.

In der Zeit entstand auch der von G.Guggenberger kreierte immer noch so charmante „Finsterling“.

Vieles ließe sich noch erzählen. Trotz vieler Schwierigkeiten möchte ich diese Zeit nicht missen.

Gertraud Rief